AnnenMayKantereit: Alles Nix Konkretes. Universal Music.
Von Murièle Weber (NZZ am Sonntag)
Die Stimme klingt nach fünfzigjährigem Altrocker. Nach Zigarren und Whisky. Kratzend, tief, wuchtig. Aber gehören tut sie zum schmächtigen 23-jährigen Henning May. Einem der drei Gründungsmitglieder, aus deren Nachnamen sich ihr Bandname zusammensetzt. Es sind Jugendfreunde, die zusammen aufs Gymnasium in Köln gingen. Seit vier Jahren machen sie zusammen Musik. Anfangs haben sie oft auf der Strasse gesungen, bis ein Passant ein Video von ihnen online stellte, das in kurzer Zeit 15 000-mal angeklickt wurde. Da wurde ihnen klar, dass es auch anders gehen könnte. Mittlerweile reissen sich die Konzertveranstalter um sie, ihre Auftritte sind fast alle ausverkauft (so auch in Zürich im «X-tra», 14. 4.). Ihre Musik bezeichnen sie als «handgemacht» und meinen damit, dass sie nicht perfekt klingen soll. Es werden Vergleiche gezogen zu Tocotronic und Echt, die dem Stil von AMK aber nicht gerecht werden. Sie sind weder so politisch, noch machen sie seichten Pop. Sie klingen vielmehr nach Folk und den Beatsteakes. Sie singen aufrichtige, direkte Texte über ihr Leben («Es geht mir gut»), ihre Freundschaften («Wohin du gehst») und die Verflossene («Pocahontas»). Eröffnet wird das Album mit einer Ode an den Vater «Oft gefragt». Davon angesprochen fühlt sich nicht nur ihre eigene Generation. Es ist schwierig, diesem rauen, direkten Charme nicht zu erliegen.