Mehr Dreck wäre super gewesen

Wendy James. The Price of the Ticket. Pledge Music.

Von Murièle Weber (NZZ am Sonntag)

Das Wichtigste zuerst: Miley Cyrus liebt Wendy James – als Pin-up-Ikone und Sängerin. Den älteren Jahrgängen ist James vielleicht noch aus den achtziger Jahren bekannt – als Frontsängerin der Punk/Pop-Band Transvision Vamp. In sexy Posen hauchte und kreischte sie deren Songs ins Mikrofon. Auch in der Schweiz hatten die vier Briten mit «I Want Your Love» 1988 einen Hit. Als die Gruppe sich Anfang der neunziger Jahre auflöste, startete die Londonerin ihre wenig erfolgreiche Solokarriere. Auf ihr von Elvis Costello geschriebenes Debütalbum «Now Ain’t the Time for Your Tears» 1993 folgte erst 2011 das zweite Album mit dem zweideutigen Titel «I Came Here to Blow Minds». Das Geld für ihren neusten Streich sammelte James über die Crowdfunding-Homepage Kickstarter. Auf dem Cover räkelt sich die Fünfzigjährige halbnackt auf einem Sofa, während sie auf dem Tonträger wie eine Zwanzigjährige klingt. Das ist schade. Denn James hat musikalisch ein richtig gutes New-Wave/Garage-Rock-Album vorgelegt, das an die spanische Band Hinds erinnert. Unterstützung bekam die Britin von zwei Mitgliedern der Stooges, dem Patti-Smith-Gitarristen Lenny Kayne und dem früheren Sex-Pistols-Mitglied Glen Matlock. Wenn sie nur weniger auf ihre Erotik setzen würde und etwas «meh Dräck» zugelassen hätte, wäre die Platte sogar superb geworden. 

Hinterlasse einen Kommentar