Ziemba. Hope Is Never. Lo & Behold! Records.
Von Murièle Weber (NZZ am Sonntag)
Im Videoclip «With the Fire» schlendert Ziemba durch das Haus ihrer Kindheit. Seit Jahren ist es verlassen. Die gelbe Farbe blättert von der Fassade. Der Garten ist verwildert. Die Tapete hängt in Fetzen. Der Lampenschirm löst sich langsam auf. In dieser Zwischenwelt des Verfalls fühlt sich die Performancekünstlerin wohl. Was sie selber daraufhin zurückführt, dass sie in El Paso, der Stadt an der Grenze zu Mexiko, aufgewachsen ist und sich von Grenzwelten angezogen fühlt. Hier findet sie Schönheit in Asche und Zerfall. Das Element Feuer verwendet die New Yorkerin in vielen Songs als Zerstörer und Schöpfer zugleich. Es ist diese Dualität und ihre Fähigkeit, die Schwere und den Schmerz des Lebens anzuerkennen und für einen Neubeginn zu nutzen. Dabei verzichtet sie vollständig auf aufdringlichen, nervtötenden Optimismus. Viele ihrer Stücke singt sie choralartig a cappella, weil es ihnen eine Verletzlichkeit verleiht. «Du kannst dich nicht vor dir selber verstecken, und das Publikum fühlt das», erklärte Ziemba (René Kladzyk) in einem Interview mit dem «Posture Magazine». «Es ist erschreckend intim, und das ist reizvoll für mich.» Ihre Musik erinnert an das Werk der grossartigen österreichischen Sängerin Anja Franziska Plaschg, die unter dem Pseudonym Soap & Skin ihre Lieder veröffentlicht. Aber wo Plaschgs Musik eine dunkle Eindringlichkeit hat, die einen zwingt, ihr zuzuhören, lässt Ziemba einem Raum zum Tagträumen.