Soul in den Rädern

Edgar Wright hat seinen Lieblingssongs dem Actionfilm «Baby Driver» auf den Leib geschrieben.

Von Murièle Weber (Züritipp)

Zum brechend harten Sound der Punkband The Damned springen die drei Bankräuber aus dem Auto und auf einen Geldtransporter. Genau zum Einsatz des Gesangs schlagen die Gangster den Wächter nieder, bevor sie mit Geld beladen zum Auto zurückstürmen und die Flucht antreten. Regisseur und Drehbuchautor Edgar Wright («Shaun of the Dead») hat jede Szene bis ins letzte Detail durchchoreografiert, sodass alle Handlungen genau zur Musik passen. Während zwanzig Jahren hat er sich zu seinen Lieblingssongs Überfallsund Verfolgungsszenen ausgedacht, die im Rhythmus der Songs inszeniert und geschnitten werden. Das Skript hat er der Musik quasi auf den Leib geschrieben. So ist «Baby Driver» entstanden, der zu zeigen weiss, was grosse Filmkunst erreichen kann: die himmlisch-perfekte Symbiose von Bild und Ton.

Erzählt wird die Geschichte von Baby (Ansel Elgort, «The Fault in Our Stars»), der vom kriminellen Superhirn Doc (Kevin Spacey) als Fluchtwagenfahrer für Banküberfälle angeheuert wird. Weil er aber an einem schlimmen Tinnitus leidet, hört sich Baby über Kopfhörer konstant Musik an, passend zur jeweiligen Situation. Und so tänzelt er geschmeidig zum Soulstück «Harlem Shuffle» von Bob & Earl durch die Strassen Atlantas und flüchtet vor der Polizei zum rockoper-artigen «Hocus Pocus» der Band Focus.

Aber leider hat Wright bei der Entwicklung der Handlung nicht die gleiche Sorgfalt angewendet: Eine unmotivierte Liebesgeschichte zwischen Baby und Debora (Lily James, «Downton Abbey») soll eine Entscheidung Babys gegen Filmende glaubwürdig machen, wirkt aber genauso unverständlich wie die Verwandlung des eiskalten Doc zur väterlichen Beschützerfigur.

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