Frauenfeindliche Welt

Serie «Top of the Lake». Australien, seit 2013. Von Jane Campion. Mit Elisabeth Moss, Nicole Kidman, Gwendoline Christie, David Dencik. 

Von Murièle Weber (NZZ am Sonntag)

Vier Jahre mussten die begeisterten Fans von «Top of the Lake» auf die zweite Staffel ihrer Serie warten. Die vielgepriesene Neo-Noir-Ästhetik ist die gleiche geblieben, nur die Geografie hat sich geändert: Die düsteren Wälder Neuseelands wurden durch schäbige Häuserzeilen in Sydney ersetzt.

Nachdem die Polizistin Robin (Elisabeth Moss) in der ersten Staffel das Verschwinden eines 12-jährigen schwangeren Mädchens aufgeklärt hat, ist sie nun in Sydney gelandet – und gleich mit einer weiblichen Leiche konfrontiert. Diese wurde in einem Reisekoffer im Meer entsorgt. Bald stellt sich heraus: Die tote Asiatin arbeitete in einem Bordell. Dort trifft die psychisch angeschlagene Polizistin auf den undurchsichtigen ehemaligen Uni-Dozenten Puss (David Dencik). Der 42-jährige Chauvinist will die 17-jährige Tochter einer Feministin (Nicole Kidman) heiraten, das treibt deren liberale Eltern verständlicherweise in den Wahnsinn.

Wie schon in der ersten Staffel geht es auch in der zweiten um die Objektivierung der Frau in der westlichen Gesellschaft. In der ersten Folge sitzen Männer in einem Café und benoten die Prostituierten, mit denen sie Sex hatten. Die eine bläst ganz gut, aber es hat kaum Parkplätze vor ihrem Haus, also gibt es keine gute Note. Als einer dieser Männer versucht, mit der Kellnerin des Cafés einen freundschaftlichen Umgang zu pflegen, wird diese Annäherung von der Gruppe sabotiert. Damit zeigt Regisseurin Jane Campion, dass auch Männer Opfer dieser grausamen Objektivierung sind. Denn auch ihnen wird verwehrt, was sie sich insgeheim wünschen: echte Verbundenheit mit einem anderen Menschen. 

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