
Von Murièle Weber (FRAME)
Pattis Leben ist eines von der üblen Sorte: Das Grossmaul (Danielle Macdonald) wohnt im schäbigen New Jersey, der Vater ist weg, die Mutter (Bridget Everett) trinkt viel und zeigt gerne ihre Brüste; ihre Abende enden meist mit dem Kopf über der Kloschüssel – in der Bar, in der Patti arbeitet. Kommt hinzu: Patti ist so richtig fett. «Du bist die weisse Precious», sagt ein junger Mann, den sie mag, zu ihr, bevor er ihr eine Kopfnuss verpasst. Aber Patti hat Träume so gross wie Wolkenkratzer. Und sie kann rappen. Deshalb träumt sie vom Übervater des Genres, der sie zur neuen Rap-Queen küren soll. Dafür übt sie regelmässig mit ihrem besten Freund Jheri und hofft auf den Durchbruch. «Patti Cake$» liegt inhaltlich auf halber Strecke zwischen «Scott Pilgram vs. the World» (2010) mit seinen jugendlichen Heldenphantasien und «8 Mile» (2002) mit seiner Vom-Tellerwäscher-zum-Rapmillionär-Geschichte. Man kennt solche Storys, aber das macht nichts. Denn «Patti Cake$» ist so charmant, dass Film und Figuren jedes Herz erwärmen. Die grandiosen Raptexte stammen von Regisseur Geremy Jasper selbst, Danielle Macdonald rotzt sie runter wie ein Profi und trifft auch schauspielerisch immer die richtige Note. Während Patti noch für Ruhm und Ehre schuften muss, hat Macdonald es geschafft.