Serie «American Vandal». USA 2017. Regie: Dan Perrault, Tony Yacenda. Mit Tyler Alvarez, Griffin Gluck. Auf Netflix.
Von Murièle Weber (NZZ am Sonntag)
Dass ein Genre sich etabliert hat, merkt man spätestens, wenn es parodiert wird. «Scream» revolutionierte 1996 den Horrorfilm und begründete ein eigenes Genre, die des Meta-Horrorfilms, worin die Figuren die Regeln des Genres kennen und doch dem Mörder nicht entkommen. Ab 2000 wurde es von der «Scary Movie»-Reihe parodiert. Der Podcast «Serial» hat 2014 über mehrere Folgen hinweg einen Mordfall aufgerollt und ist der Frage nachgegangen, ob der verurteilte Mörder wirklich schuldig ist. Viele weitere Serien folgten, unter anderem «Making a Murderer». Nun parodiert «American Vandal» diese rückwärtsgewandte Mördersuche.
An der Hanover High School, die verdächtig nach «Hangover» klingt, werden auf Autos von Lehrern Penisse gesprayt. Sofort steht der Schuldige fest: Jimmy Tatro, Bad Boy der Schule. Aber zwei Jungen des Videoklubs glauben das nicht und machen sich daran, den Fall nochmals aufzurollen. Dabei entdecken sie viele kleine, schmutzige Geheimnisse ihrer Mitschüler.
Die Serie ist genial. Die Regisseure Dan Perrault und Tony Yacenda haben bereits Erfahrungen mit Satire aus Videos für «Funny or Die» und «College Humor». Aber auch die bestgeschriebene Parodie funktioniert nur, wenn die Schauspieler den richtigen Ton treffen und ihre Rollen ernsthaft spielen. Obwohl die meisten noch sehr jung sind, gelingt ihnen das in «American Vandal» phänomenal. Ob man das Genre kennt oder nicht, spielt keine Rolle. Die Parodie ist treffend und bietet für Insider viele Seitenhiebe auf Vorbilder. Aber die Serie funktioniert auch einfach wie ein Krimi, der sich um die Frage dreht, wer der Täter ist.