Serie «Search Party». USA 2016. Von Sarah-Violet Bliss, Charles Rogers und Michael Showalter. Mit Alia Shawkat, John Early und Brandon Micheal Hall.
Von Murièle Weber (NZZ am Sonntag)
Die vier New Yorker Freunde sind narzisstische Egoisten, denen jedes Mittel recht ist, um im Mittelpunkt zu stehen. Elliott hat eine Firma gegründet, die Wasserflaschen verziert. «Und für jede Flasche, die hier verkauft wird, schenken wir einem afrikanischen Dorf eine», erklärt er voller Stolz auf einer Party. Seine Gesprächspartnerin guckt ihn entgeistert an: «Ganz offensichtlich sind das Problem in Afrika nicht die fehlenden Wasserflaschen, sondern das fehlende Wasser.» – «Und auch darum werden wir uns kümmern», entgegnet er entnervt. Als ihre ehemalige Studienkollegin Chantal verschwindet, an die sich kaum jemand erinnern kann, bekunden die Freunde tränenreich auf Twitter ihre Bestürztheit, inklusive #IamChantal. Und schliesslich machen sie sich ein Spiel daraus, herauszufinden, was mit ihr passiert ist.
Die erste Staffel wurde in den USA allseits hochgelobt, ist aber bis jetzt kaum im Mainstream angekommen. Ein schwerer Fehler. Denn die bitterböse Comedy-Serie ist vor allem eine genaue Beobachterin unserer Zeit. Treffender hat noch keine andere Serie die Auswüchse der Beileidsbekundungen im Internet inszeniert oder die voyeuristische Obsession des Publikums mit True-Crime-Serien in den Mittelpunkt gestellt. So oberflächlich die Figuren sind, so komplex sind die angesprochenen Fragen nach der Moral unserer Gesellschaft, dem Charakter der Millennial-Generation oder der Schwierigkeit, sich verletzlich zu zeigen. Die erste Staffel gibt’s auf Amazon, die zweite beginnt heute Sonntagabend auf dem US-Sender TBS.