Unzufrieden im Zürcher Oberland

Serie «Seitentriebe». Drama. 8 Folgen. SRF. Von Güzin Kar. Mit Vera Bommer, Nicola Mastroberardino, Leonardo Nigro, Wanda Wylowa, Sunnyi Melles.

Von Murièle Weber (NZZ am Sonntag)

Eine Beziehung geht nicht Knall auf Fall in die Brüche, sondern schleichend. Routine tötet auch noch die spannendste Romanze, und irgendwann sind es drei Jahre her, seit man das letzte Mal Sex hatte. Nele und Gianni sind Ende Dreissig an diesem Punkt angekommen. Er will der grosse Macker sein, den sie sich wünscht, und scheitert konstant an ihren Ansprüchen. Sie ist frustriert, weil sie es als Künstlerin zu nichts gebracht hat und jetzt Käsehäppchen im Shoppingcenter anpreist. Und da nörgelt es sich leicht am Alten herum.

Bei der Entstehung dieser Geschichte liess sich Güzin Kar von der Frage leiten, warum in einem der reichsten Länder der Welt die Menschen auf die Frage «Bist du glücklich?» meistens antworten «Nicht glücklich, aber zufrieden». Sie interessiert sich für den Nicht-Ort zwischen Komfort und Orientierungslosigkeit und hat die Geschichte deshalb im Zürcher Oberland angesiedelt, das für sie die Seelenlandschaft der Protagonisten widerspiegelt.

Neben Nele und Gianni begegnen wir noch Monika und Heinz mit ihrem pubertierenden Sohn Timo sowie Anton und Clara, die bald pensioniert werden. Nach zwei Folgen lässt sich sagen: Die Serie ist interessant und unterhaltsam und kann mit internationalen Produktionen mithalten. Aber Nele nervt. Man möchte Gianni zuschreien, dass er überall eine Nettere findet als die. Aber für den Abgang ist er wohl zu feige. Die Familie von Monika wird etwas gar zu bünzlig dargestellt, dafür sind Anton und Clara phantastisch. Man kann nur hoffen, dass in den nächsten sechs Folgen mehr von den beiden und weniger von Nele zu sehen ist.  

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