Picnic at Hanging Rock

Kreiert von Larysa Kondracki, mit Natalie Dormer, Lily Sullivan, Lola Bessis, Samara Weaving, Dauer 6 folgen à 51 Minuten, Sender amazon prime

Von Murièle Weber (FRAME)

In der Nähe der Felsformation Hanging Rock im australischen Busch verschwinden 1900 drei junge Frauen und eine Lehrerin aus einem Mädcheninternat, das von der gestrengen Mrs. Appleyard (Natalie Dormer) geführt wird. Diese gibt sich als Witwe aus, erzählt dem Publikum aber bereits in den ersten Minuten, dass sie auf der Flucht vor einem Mann sei, der sie hier niemals finden könne. Die Mädchen werden im Internat auf ein Leben als Ehefrau und Mutter der oberen Mittelschicht vorbereitet. Obwohl sie sich nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sehnen, werden sie in Korsetts und weisse Handschuhe gesteckt.

«Picnic at Hanging Rock» basiert auf dem gleichnamigen Roman von Joan Lindsay von 1967, der eine fiktive Geschichte im Stile eines pseudohistorischen Ereignisses erzählt und sich auf die mysteriöse Stimmung und die Geheimnisse aller Beteiligten konzentriert, die durch die Suche nach den Mädchen ans Licht kommen. Auch die Rolle der Weissen in einem ihnen fremden Land wird thematisiert. 

Die Serie setzt die mysteriöse Stimmung in wunderschönen Bildern um und stellt der einengenden Atmosphäre der viktorianischen Zivilisation die lockende, wilde Natur Australiens gegenüber. In der Neuinterpretation des Stoffes werden die weiblichen Rollen aktualisiert, und es schwingt oft eine homoerotische Note zwischen den Schülerinnen und Lehrerinnen mit, die in diesem zutiefst femininen Biotop leben, abgeschieden von männlichen Einflüssen. Neben dem Rätsel um den Verbleib der ­Verschwundenen ist die Serie deshalb vor allem eine Studie über das sexuelle Erwachen junger Frauen.

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