Kreiert von Sarah Phelps, mit John Malkovich, Rupert Grint, Tara Fitzgerald, Dauer 3 folgen á 60 Minuten, Sender BBC1/Amazon
Von Murièle Weber (FRAME)
Hercule Poirot wurde bereits von den besten Schauspielern unserer Zeit verkörpert. In der neuesten Adaption des gleichnamigen Agatha-Christie-Romans spielt nun John Malkovich den belgischen Detektiv. Dieser erhält eine Serie von Briefen zugeschickt, in denen in alphabetischer Reihenfolge Morde an Menschen angekündigt werden. Weil er die Opfer retten will, sucht Poirot seinen guten Freund Inspektor Japp auf, nur um zu erfahren, dass Japp in Pension gegangen ist und der junge, ambitionierte Inspektor Crome (Rupert Grint) nun dessen Posten übernommen hat.
Der arrogante Crome aber lässt Poirot abblitzen, weshalb sich Poirot selbst auf die Suche macht, als er vom Mörder weitere Hinweise auf seine zukünftigen Opfer erhält. Als Poirot jedoch in Andover ankommt, wo das erste Verbrechen stattfinden soll, ist Alice Ascher bereits tot, und auch Betty Bernhard aus Bexhill und Sir Carmichael Clarke aus Churston kann er danach nicht mehr retten.
Der Christie-Roman von 1936 wurde thematisch für das Brexit-Zeitalter adaptiert: Während Poirot im Buch gefeiert wird, erlebt der Belgier in der Serie als Ausländer im London der dreissiger Jahre Ausgrenzung und Rassismus. In der Öffentlichkeit wird er bespuckt und bedroht. Und wenn er allein ist, wird er von den schlimmen Erinnerungen an seine Flucht nach England während des Ersten Weltkrieges verfolgt. Malkovich spielt Poirot als ehrenvollen, tief religiösen, alten Mann, der viel Mitgefühl für seine Mitmenschen hat, aber stark an der Ablehnung und der Ausgrenzung leidet. Grint, der sich bis anhin nicht allzu oft als grossartiger Schauspieler ausgezeichnet hat, schafft es diesmal, den richtigen Ton zu treffen und aus Crome sowohl eine arrogante, aber mit der Zeit doch auch sympathische Figur zu schaffen. «The ABC Murders» wurde in schönen Bildern verfilmt, ist spannend und unterhaltsam, nur den moralischen Zeigefinger, mit dem stets wieder gefuchtelt wird, hätte es nicht gebraucht. Selbst wenn die Themen Flucht und Nationalismus, um die sich vieles dreht, aktuell sind.