
Das 22. schwullesbischen Festival zeigt «Galore», das Porträt einer Dragqueen aus Holland. Wir sprachen mit Lady Galore.
Von Murièle Weber (Züritipp)
Die Eltern waren nicht gerade begeistert, als sich Sander den Baas als schwul outete. So zog er bald vom Fischerstädtchen Den Helder nach Amsterdam. Nach einer Reihe von Jobs als Kosmetiker, Réceptionist oder Altersheim-Animator lieh er sich für einen Event die Perücke einer Dragqueen – in der Verkleidung als Frau stiess er auf so viel Zustimmung, dass er Angebote für weitere Auftritte bekam.
«Für mich gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Drag und Feminismus», sagt uns Den Baas am Telefon. «Frauen haben so viel Stärke, und das versuche ich in einer überspitzten Form als Dragqueen zu zeigen. Lady Galore weiss, was sie will und steht dafür auch ein. Aber natürlich bin ich als Galore auch sehr kokett und zugänglich.»
Als Dragqueen gehe es ihm in erster Linie um Unterhaltung, sagt der 35-Jährige. «Es gibt ja verschiedene Formen von Drag. In Amsterdam ist zum Beispiel das Make-up am wichtigsten.» Den Baas’ Set besteht meist aus zwei Songeinlagen als Playback und einem kurzen Teil in der Mitte, in dem er frei improvisiert erzählt. «Wichtig ist mir ausserdem, etwas für meine Community zu machen, deshalb organisiere ich Workshops und bin eine mütterliche Figur für die jüngeren Dragqueens.»
Als der stark übergewichtige Den Baas sich 2017 dazu entschloss, eine Magenbandoperation durchführen zu lassen, fragte er die Zwillingsbrüder Lazlo und Dylan Tonk, ob sie als Filmemacher den Transformationsprozess begleiten würden. Diese waren sofort begeistert vom Projekt und folgten Sander zu Auftritten und Anlässen, aber eben auch ins Spital und die Essberatung.
«Lazlo und Dylan sind grossartige Regisseure, und ich bin stolz über die internationale Premiere», so Den Baas. «Bei meinem ersten Besuch in Zürich, war ich ganz begeistert vom klaren Wasser in eurem See und den Kühen, die ich mitten in der Stadt sah. Ich glaube, die filmten mit ihnen eine Werbung für Unterhosen.»
Sander den Baas sagt, die Leute seien oft zurückhaltend, wenn sie ihn als Drag Queen sehen. «Aber ich freue mich immer, wenn sie auf mich zukommen und reden oder ein Foto machen wollen.»
Galore: von Dylan and Lazlo Tonk, Dokumentarfilm, NL 2019, 74 min.