Religiöse Motive

Serie «The Sinner» Drama. Netflix. USA 2017. Von Derek Simonds. Mit Jessica Biel, Bill Pullman, Christopher Abbott. 

Von Murièle Weber (NZZ am Sonntag)

Am Ufer eines Sees nimmt Cora (Jessica Biel) das Messer, mit dem sie eben noch die Birne für ihren vierjährigen Sohn geschnitten hat, steht auf und sticht einen Mann nieder. Panik bricht aus, die Polizei wird gerufen. Und die Täterin bleibt in Blut getränkt neben der Leiche sitzen. Warum hat sie das gemacht? Sie bestreitet die Tat nicht, aber eine Erklärung dafür hat sie nicht. Es hat irgendetwas mit der Musik zu tun, welche die Frau des Mannes kurz vor der Tat laut gespielt hat. Detective Ambrose (Bill Pullman) übernimmt den Fall. Er hat es im Moment auch nicht leicht. Da seine eigene Ehe in Scherben liegt, holt er sich etwas Erleichterung bei einer Domina. Er stürzt sich sofort mit Besessenheit in die Aufklärung des Falles, als könnte er sich selber und seine zerbröckelnde Ehe retten, wenn er denn nur die Antworten für den Ausraster der Frau fände. 

Die Serie beruht auf dem Roman «Die Sünderin» der deutsche Autorin Petra Hammesfahr. Die Geschichte dreht sich um die katholischen Motive von Sünde, Beichte und Selbstkasteiung. In Flashbacks erinnert sich Cora immer wieder an Erlebnisse in ihrem tiefreligiösen Elternhaus und an die schwerkranke kleine Schwester, mit der sie eine symbiotische Beziehung verband. Anfangs ist der religiös begründete Missbrauch in Coras Elternhaus kaum auszuhalten. Zusätzlich spielt «The Sinner» noch mit anderen Sujets wie einem Geheimklub und einem übergriffigen Freund. Aber wer bis zum Ende durchhält, wird belohnt. Denn schliesslich lässt die Serie die bekannten Beweggründe hinter sich und stellt eine eigenständige Theorie für Coras Verhalten auf, die tatsächlich zu überraschen und zu überzeugen vermag.

Ein Gedanke zu “Religiöse Motive

Hinterlasse eine Antwort zu Wortman Antwort abbrechen