Das Leben als Superheld ist hart

Serie «The Tick». 12 Folgen à 30 Min. Von Ben Edlund. Mit Peter Serafinowicz, Griffin Newman, Valorie Curry. Läuft auf Amazon.

Von Murièle Weber (NZZ am Sonntag)

Der Tick ist blau und hat Fühler, die Reflexe einer olympiatauglichen Dschungelkatze, ist so stark wie eine ganze Bushaltestelle voller Männer, und das Schicksal spricht direkt zu ihm. Das ist wenig überraschend, denn er ist ein Superheld. Natürlich ist er unverwundbar. Dafür herrscht in seinem Oberstübchen gähnende Leere. Deshalb benötigt er einen Sidekick, und den findet er im unscheinbaren Buchhalter Arthur. Dieser wiederum hat psychische Probleme, weil der Bösewicht Terror seinen Vater getötet hat, als er noch ein Kind war. Eher widerwillig stimmt Arthur zu, mit Tick zusammenzuarbeiten, um es mit der Unterwelt in ihrer Stadt aufzunehmen. 

Der Engländer Christopher Nolan hat das Superhelden-Genre mit seiner Batman-Trilogie düsterer gemacht. An dem kommt auch Tick nicht vorbei. 1986 als Comic von Ben Edlund im Teenageralter erschaffen, wurde die Superhelden-Parodie bereits zweimal in eine Serie verpackt: 1994 in eine animierte und 2001 in einer Realverfilmung. Die Version von 2001 ist absurder und daher lustiger, dafür orientiert sich die Amazon-Serie mehr an der Realität: Die Welt ist hart und brutal, und auch Superhelden sind nur fehlerhafte Menschen. Der Film «Deadpool» hat 2016 dem Mainstreampublikum die Absurdität von Superhelden aufgezeigt, «The Tick» baut diese Einsicht aus. Und so wird Arthur vom intelligenten Schiff Dangerboat, das in ihn verliebt ist, in der Dusche mit einem Wasserstrahl sexuell belästigt oder von Tick in einem Anzug mit Flügeln aus dem Fenster geworfen, um wie ein toter Schmetterling auf dem Dach eines Autos zu landen. 

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